Mittwoch, 7. Dezember 2011

Peter der Verräter

Peter und ich waren gleich alt und sehr dicke Freunde. Wir wohnten in derselben Gartensiedlung fast nebeneinander, nur ein paar Gartenhäuschen waren dazwischen. Wir fuhren beide gerne Rad, kraxelten auf Bäumen herum und liefen mit anderen Kindern um die Wette, wobei Peter und ich immer ein tolles Team waren.

Eines Tages fanden wir eine verletzte Maus im Wald. Wir spielten Krankenhaus und bauten der Maus ein schönes sicheres Haus im Erdboden, reihten Steine rundherum an und bedeckten es mit Zweigen.
Dieses Versteck war unser Geheimnis.

Mehrmals am Tag gingen wir in den Wald um der Maus leckeres Futter zu bringen. Es machte Spaß und Freude und es schien, daß sich die Maus sehr gut erholte!

Am dritten oder vierten Tag lief ich in der Früh allein in den Wald, weil ich Peter nirgends finden konnte. Ich hatte sehr viele gute Kleinigkeiten für die Maus mit.
Da fand ich das Mäusehaus zerstört, die Steine lagen in der Mulde, darunter eine erschlagene Maus.
Ich war entsetzt und brach natürlich in Tränen aus.
Sofort lief ich zu Peters Elternhaus und suchte ihn.

Soweit ich mich erinnern kann, traf ich ihn erst nachmittags. Ganz kleinlaut gab er zu, daß er seinem Vater von der Maus erzählt hat. Dieser hat ihn dann gezwungen ihm das Versteck zu zeigen und anschließend hat Peters Vater die Maus erschlagen und das Nest zerstört.
Er hatte Bedenken, daß uns die Maus beissen würde. Wenn sie uns die ersten 3 Tage nicht gebissen hat.....dann hätte sie wohl kaum später zugebissen.

Als ich das hörte wurde ich furchtbar traurig und zornig. Ich weinte und schlug Peter ins Gesicht und nannte ihn einen Verräter.
Da waren wir 7 Jahre alt.

Ich habe mit ihm nie wieder gespielt und auch nicht mehr mit ihm geredet, ausser einmal.
Da waren wir beide ca. 30.
Peter und ich trafen uns am Weg und Peter wollte etwas zu mir sagen. Da kam die alten Gefühle wieder hoch und ich sagte zu ihm, noch bevor er was sagen konnte: "Peter, Du Verräter!" und ging davon.

Ich habe ihn noch 2 oder 3 x gesehen, mit seinen Kindern, die so alt waren, wie wir damals.
Dann sind sie alle weggezogen.
Vielleicht wollte er sich damals entschuldigen, ich weiß es nicht. Heute würde ich ihm zuhören, was er zu sagen hätte.

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